Wirkungsmessung

Gemeinsam Digital: Berlin etabliert, wie oben beschrieben, ein neues Vorgehensmodell für die Umsetzung von Digital- und Smart City-Projekten. Im Zentrum dieses Modells steht ein schrittweises Erproben erfolgversprechender Ansätze, das zu bedarfsgerechten Ergebnissen und schnelleren Lerneffekten führt. Um diese Ziele zu erreichen und die Effekte verschiedener Maßnahmen vergleichen zu können, ist eine gut funktionierende Wirkungsmessung erforderlich. Diese Wirkungsmessung erfolgt – analog zum vorgestellten Governance-Modell – auf drei Ebenen: [47]

Indikatoren auf drei Ebenen und ihre Zusammenhänge

1) Auf Ebene der Maßnahmen-Umsetzung legen die umsetzenden Maßnahmenteams Kriterien fest, um den Erfolg einzelner Maßnahmen zu messen. 2) Auf Ebene der Maßnahmen-Auswahl werden Auswahlkriterien definiert, um zu gewährleisten, dass einzelne Maßnahmen im Sinne der Gesamtstrategie wirken können. 3) Auf Ebene der lernenden Strategie werden Kriterien definiert, um die Systematik und Zielsetzungen der Strategie selbst zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen, hier wird ebenso die Wirkung der Gesamtheit aller Maßnahmen erfasst.
  • Ebene 1: Maßnahmen-Umsetzung

    Maßnahmen der Strategie GD:B werden von unterschiedlichen, sektorübergreifenden Maßnahmenteams umgesetzt. Als Teil der Maßnahmenplanung definiert jedes Team zu Beginn eigene Output- und Outcome-Indikatoren*, um den Fortschritt einer Maßnahme zu messen.

    Die Indikatoren orientieren sich an den Erfolgsfaktoren des Wertekompasses und berücksichtigen existierende Ressourcen und Daten sowie städtische Fachziele . Die Ausarbeitung der maßnahmenspezifischen Indikatoren folgt den Vorgaben der zentralen Maßnahme Transparenz und Offenheit bei der Umsetzung von Digitalvorhaben (siehe Kapitel Maßnahmen). Auf dieser Grundlage kann zwischen den Maßnahmen verglichen und ihre Ergebnisse in weitere Beteiligungsprozesse eingespeist werden. Zudem wird jede Maßnahme in mindestens einem Handlungsfeld (siehe Kapitel Handlungsfelder) verortet.

    Der Fortschritt einer Maßnahme wird außerdem über Prozess-Indikatoren* kommuniziert, die transparent darlegen, in welcher Phase des Vorgehensmodells (siehe Kapitel Umsetzung) sich eine Maßnahme befindet und welche Zwischenergebnisse in den bereits abgeschlossenen Phasen erzielt wurden. Die Zwischenergebnisse werden in standardisierten Vorlagen festgehalten und als gemeinsames Wissen anderen Maßnahmenteams und der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

  • Ebene 2: Maßnahmen-Auswahl und Wertekompass

    Im Rahmen der Strategieerstellung wurde in einem partizipativen Prozess ein Wertekompass entwickelt, der als Orientierung für das Wohlergehen der Stadt und ihrer Bewohner:innen dient. Er bildet zugleich die Grundlage für die Auswahl von Maßnahmen aus der Arena der Ideen, die im Rahmen der Strategie umgesetzt werden. Die Priorisierung von Maßnahmen, die den Werten des Kompasses in besonderer Weise entsprechen, soll gewährleisten, dass die Strategie ihre gewünschten Wirkungen entfalten kann.

    Maßnahmen können auf unterschiedliche Weise aus Stadtgesellschaft, Politik und Verwaltung zur Umsetzung vorgeschlagen werden (siehe Kapitel Maßnahmen und Governance). [48] Die Werte des Kompasses bilden dabei eine gemeinsame Grundlage, von der aus Mehrwerte und langfristige Potenziale eingeschätzt (Urban Foresight*) und in der Folge regelmäßig überprüft werden können.

    Die Erfolgsfaktoren des Wertekompasses zahlen auf den langfristigen Nutzen der Stadt ein. Sie werden im Anhang detailliert erläutert und hier kurz vorgestellt:

    • Funktionale Zuständigkeiten
    • Anpassungsfähige Regeln und Verordnungen
    • Teilen von Werkzeugen
    • Sichtbarkeit im Stadtbild
    • Nachhaltige Ressourcennutzung
    • Mitbestimmung
    • Kreativität und Vielfalt
    • Wissensaustausch und Weiterentwicklung

    Die Indikatoren der Strategie werden mit internationalen Zielen wie den UN-Nachhaltigkeitszielen [49] (SDGs) verknüpft. [50] Es wird zukünftig aufgezeigt, welche Zusammenhänge zwischen den Maßnahmen und den einzelnen SDGs bestehen. Diese Verknüpfung stellt Vergleichbarkeit her und ermöglicht so ein grundsätzliches Lernen.

  • Ebene 3: Lernende Strategie

    GD:B adressiert Probleme und Veränderungsbedarfe von hoher Komplexität. Klassische Strategiemodelle, die etwa mit festen Fünf-Jahres-Plänen arbeiten, stoßen angesichts der Dynamik von Digitalisierung, Klimakrise oder Pandemie [51] an ihre Grenzen. Von daher sind flexiblere Modelle strategischer Steuerung notwendig, die sich an veränderte Rahmenbedingungen schnell anpassen können.

    Die Ebene der lernenden Strategie orientiert sich diesbezüglich an dem Ansatz einer Humble Governance, d.h. einer „anpassungsfähigen Politikgestaltung”. [52] Das Modell basiert auf der Überzeugung, dass Lösungen komplexer Problemstellungen nicht im Vorfeld bekannt sein können und entsprechend auch nicht in einem Top-Down-Verfahren von der Politik festgelegt werden sollten. Stattdessen müssen Lösungen mit Expert:innen, der Bevölkerung und Personen mit eher größerem Abstand zur digitalen Welt erarbeitet, erprobt und ausgehandelt werden.

    Weil bei diesem Vorgehen ein gemeinsamer Lernprozess im Zentrum steht, sind Zielsetzungen, Methoden und Maßnahmen der Strategie notwendigerweise veränderbar. Entsprechend soll die Strategie GD:B in einem jährlichen Zyklus hinsichtlich ihrer Wirksamkeit evaluiert und bei Bedarf angepasst werden. Im Erarbeitungsprozess der Strategie erprobte Beteiligungsgremien werden dabei miteinbezogen (siehe Kapitel Governance).

...die Wirkungsmessung am Beispiel der Maßnahme Smart Water

Anwendung der Indikatoren für die Maßnahmen-Umsetzung (Ebene 1) am Beispiel Smart Water:

Prozess-Indikatoren: Erreichen der Meilensteine aus der Projektbeschreibung, z. B. sind Datenbedarf und Datenquellen identifiziert, Workshops in den Pilotgebieten wurden durchgeführt. Das Projekt befindet sich aktuell im Vorprozess.

Output-Indikator: Das webbasierte Planungs-Tool existiert und funktioniert.

Outcome-Indikator: Breite Nutzung der Ergebnisse und entwickelten Prototypen des Planungstools durch die Verwaltung (SenUMVK, SenSBW, ggf. Bezirke) nach Projektende in Berlin und darüber hinaus.

Impact-Indikatoren: Das Verknüpfen von Wasserinfrastruktur, Stadtgrün und Straßenräumen wirkt sich messbar auf städtische Klimaziele wie die der BerlinStrategie 3.0 aus: Gewässerschutz und Klimafolgenanpassung stärken, Wasserhaushalt nachhaltig managen, Die (stadt-)ökologischen Qualitäten sichern und verbessern. Ebenso trägt die Maßnahme positiv zu den SDGs 6 und 12 bei: Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen, Nachhaltiger Konsum und Produktion.

  • Verweise

    Mit einem Sternchen* markierte Begriffe werden im Glossar knapp erläutert.

    [47] Die Systematik zur Wirkungsmessung und ein konkreter Vorgehensvorschlag finden sich in Anhang III: Wirkungsmessung.

    [48] Die Details des Auswahlprozesses sind im Anhang detailliert erläutert.

    [49] Die Details des Auswahlprozesses sind im Anhang detailliert erläutert.

    [50] Engagement Global (2022).

    [51] Das Land Berlin veröffentlichte einen Indikatorenbericht zu den UN-Nachhaltigkeitszielen. Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz (2021a). Siehe: Indikatorenbericht 2021 – Nachhaltige Entwicklung in Berlin. Verfügbar online: https://www.berlin.de/sen/uvk/umwelt/nachhaltigkeit/indikatorenbericht

    [52] Die Governance- und Transformationsforschung spricht in diesem Zusammenhang von sog. „wicked problems”, also von „vertrackten Problemen”, die sich aufgrund ihrer Komplexität und vielfältigen Abhängigkeiten kaum mit einer herkömmlichen, linearen Planung lösen lassen. Siehe: Rittel und Weber (1973)

    [53] Annala, M. et al. (2020)

Diese und weitere Inhalte findest du im Strategiepapier Gemeinsam Digital: Berlin

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